JESURAN

Familie Jesuran wurde aus Gostenhof in Nürnberg, kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten vertrieben. Jugendliche aus Gostenhof haben in den letzten zwei Jahren ein Comic erarbeitet, das die Fluchterfahrung der Familie Jesuran von Nürnberg nach Bruxelles nachzeichnet. Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Dokuzentrum“ hat die Projektgruppe begleitet. Ein Erinnerungswerk wurde im Format einer Installation und eines Wandgraffiti vor dem damaligen Haus der Opfer errichtet. Ein Booklet (Dokumentationsschrift mit Archivmaterial und historisch geprüfte Fakten) beschreibt den Werdegang der Familie Jesuran. Der Comic wird derzeit von jungen Erwachsenen in mehreren Sprachen übersetzt, für in Europa relevante Comunities.

Der Comic ist „angekommen“, entstanden durch bürgerliches Engagement in der Metropolregion Nürnberg und Bruxelles.

La famille Jesuran a été expulsée de Gostenhof à Nuremberg, peu avant l'arrivée au pouvoir des National-Socialistes. Au cours des deux dernières années, des jeunes étudiants de Gostenhof, dans le cadre de leur travail de fin d'étude, ont créé une bande dessinée qui retrace la fuite de la famille Jesuran de Nuremberg à Bruxelles. Dr. Alexander Schmidt, assistant de recherche au "Docu Center" accompagnait le groupe de projet. Une œuvre commémorative a été érigée sous la forme d'une installation et de graffiti mural devant la maison des victimes à l'époque. Un livret (documentation d'archives et de faits vérifiés historiquement) décrit l'histoire de la famille Jesuran. La bande dessinée est actuellement en cours de traduction en plusieurs langues par des étudiants de haute école, pour des communautés linguistiques pertinentes en Europe.

La bande dessinée est «prête». Elle est le résultat de l'engagement civique et démocratique dans les régions de Nuremberg et de Bruxelles.

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Coupures de Presse

Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert

J-F Drozak, Vorsitzender des Nordkurve Kulturförderverein e.V.

Prolog , bzw. Pilotprojekt Jesuran

Familie Jesuran wurde aus Gostenhof, kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten vertrieben. Jugendliche aus Gostenhof haben in den letzten zwei Jahren ein Comic erarbeitet, das die Fluchterfahrung der Familie Jesuran von Nürnberg nach Bruxelles nachzeichnet. Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Dokuzentrum“ hat die Projektgruppe begleitet. Ein Erinnerungswerk wurde im Format einer Installation und eines Wandgraffiti vor dem damaligen Haus der Opfer errichtet. Ein Booklet (Dokumentationsschrift mit Archivmaterial und historisch geprüfte Fakten) beschreibt den Werdegang der Familie Jesuran.

Der Comic wird derzeit von jungen Erwachsenen in mehreren Sprachen übersetzt, für in Nürnberg relevante Comunities. Als Wanderbuch wird es von Leser*in zu Leser*in weitergereicht. Die Fluchtgeschichte der Familie Jesuran soll nicht in Bücherschränken oder Geschichtsarchiven verstauben. Das Wanderbuch hilft auch Rohstoffe und Ressourcen zu schonen. Ein Wanderbuch erreicht bis zu 20 Rezipient*innen. Sowohl das Bayerische Kultusministerium als auch das Brüssler Pendant wollen den Comic in großer Auflage veröffentlichen. Der Comic ist „angekommen“, entstanden durch bürgerliches Engagement in der Metropolregion Nürnberg.

Unsere Vision für 2025

Ausgehend von den Erfahrungen und dem Erfolg des partizipativen Dialogverfahren “Jesuran” will unser Verein die Lebens- und Leidensgeschichten zahlreicher jüdischer Mitbürger*innen im Dritten Reich nachzeichnen. Die künstlerisch aufbereiteten Ergebnisse werden 2025 nach mehrjähriger Recherche, Dokumentation und Gestaltung in Kulturbetrieben, Unternehmen, Institutionen und im öffentlichen Raum präsentiert, wenn machbar langfristig installiert.

Der Ansatz – Jedes Opfer hat eine einmalige Geschichte, ein unverkennbares Gesicht - ist ein Individuum

Es erscheint zunächst unmöglich, die Geschichte aller Holocaustopfer nachzuzeichnen. Um den unzähligen Opfern zu gedenken, entstanden in den letzten Jahrzehnten Mahnmale, die den Unzähligen gedachten. Parallel dazu wurde über einzelne Schicksale genauestens recherchiert.

Die Stolpersteine geben ebenfalls den einzelnen Opfern einen Namen, verorten das Individuum im öffentlichen Raum, vor der Tür ihres letzten Lebensmittelpunktes, kurz vor ihrer Deportation. Diese kleinen Mikromahnmale erinnern im Alltag.

Für jede Opferfamilie eine individuelle Kollektiv-Erinnerung – Qualität vor Masse

Der Ansatz dem das Projekt Jesuran zugrunde liegt, sucht konsequent nach individuellen Erinnerungsformaten für die einzelnen Opferfamilien, eine Alternative zu den „Stolpersteinen“. Das Produktverfahren Stolpersteine ist in unseren Augen systematisierte und unpersönliche Erinnerung, in Gedenken an systematisch ermordeten Holocaustopfern.

Die Zeit ist reif, für neue und ungezwungene Formate der Erinnerungskultur

Nun wächst die vierte Generation nach dem zweiten Weltkrieg heran. Einerseits sterben die Zeitzeug*innen aus, und es braucht für das 21. Jahrhundert neue Formate der Erinnerung. Andererseits besteht die Hoffnung, dass sich die vierte Generation mit weniger Ritualisierung „erinnert“. Auch sollten zukünftig Mahnmale des Lebens dem des Todes weichen, Gedenken sich im Alltag vermehrt auswirken. Zumindest ist das der Wunsch unserer Schirmherrin Diana Liberova, Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Und auch Familie Jesuran wünschte sich bei der Gestaltung ihres Erinnerungswerkes ein Mitspracherecht, geprägt von Hoffnung, Begegnung und Neuanfang.

Die Methodik – Ein partizipatorisches Dialogverfahren, von der Recherche bis zum künstlerischen Endprodukt

Ab 2021 bis Mitte 2024

Phase 1 - Booklet – Recherche und Dokumentation –

Begleitet von Historikern beginnen Bürger*innen mit der Erinnerungsarbeit für Opferfamilien. Jede der zahlreichen Arbeitsgruppe setzt sich bis zu einem Jahr mit dem Werdegang einer Opferfamilie auseinander. Sie suchen in bestehenden Archiven, in Interviews mit möglichen Nachfahren und weiteren historischen Quellen nach belegbaren Informationen. Diese Informationen werden in einem bis zu 30-seitigen Booklet zusammengefasst und sind Grundlage für die weitere künstlerische Erinnerungsarbeit.

Arbeitsgruppen können Schulklassen sein, aber auch interessierte Jugendgruppen, Vereine, Kernfamilien, Interessensgruppen, oder aber Einzelpersonen die sich über eine Art Börse zusammenfinden.

Phase 2 – Das Konzept des Erinnerungswerkes - Die Suche nach einem individuellen Format

Jede Arbeitsgruppe lässt sich von Material inspirieren, und entscheidet sich für ein der Familiengeschichte passendes Format der Erinnerung. Während das oben beschriebene „Booklet“ für Interessierte, das Nürnberger Stadtarchiv oder auch für Hinterbliebene und Interessierte Relevanz gewinnt, soll das Format „Erinnerungswerk“ eine Teilöffentlichkeit der Stadtgesellschaft erreichen. Hier ist alles möglich, von der Tanzperformance bis zur Installation im öffentlichen Raum. Jede der Arbeitsgruppen erarbeitet gemeinsam mit einer Künstlerin oder einem Künstler das Storyboard, bzw. die konzeptionelle Idee bis ins Detail. Das Endprodukt muss qualitativ hochwertig sein, um die Geschichte der Opferfamilien entsprechend zu würdigen.

Ab Mitte 2024 und 2025

Phase 3 – Gestaltung und Präsentation des Erinnerungswerkes

2025 werden die Erinnerungswerke aller recherchierten Opferfamilien über das gesamte Stadtgebiet verteilt, und entsprechend dem ausgewählten Format präsentiert. Künstlerkollektive, Künstler*innen und Designer*innen erarbeiten in enger Abstimmung mit der Arbeitsgruppe bis dahin das Erinnerungswerk der Opferfamilien aus.

Neue Formen der Erinnerungskultur gegen Antisemitismus im 21 Jahrhundert

Nürnberg hat aus seiner Geschichte gelernt. Die Noris war die Stadt der Reichsparteitage, hier wurden die Nürnberger Prozesse abgehalten. Nürnberg ist nun aber auch eine gelebte Stadt der Menschenrechte. Die 4. Generation nach dem Holocaust wird Zeitzeugen nicht mehr begegnen können. Wir brauchen neue Formate der Erinnerungskultur. Das Comic Jesuran steht exemplarisch für neue Ansätze der Erinnerungskultur. Wir werden mit Ihrer Unterstützung nach weiteren Formen der Erinnerungskultur suchen, außerhalb der Museenlandschaft und gängigen Bildungsaktivitäten.

Ein Netzwerk zu zahlreich relevanten Institutionen haben wir bereits durch das Projekt Jesuran, speziell für die hier beschriebene Projektskizze erarbeiten können. Wir arbeiten synergetisch. Unser Erfolg messen wir daran, dass nicht wir uns mit unseren Ergebnissen brüsten, sondern sich die Stadtgesellschaft mit Prozess und Ergebnis identifizieren kann. Unser Verein hat in den letzten Jahren mehrfach die Fähigkeit bewiesen, mit partizipativen Ansätzen gesellschaftsrelevante Wirkungskraft zu entfalten. Von Nürnberg aus gehen neue Impulse gegen das Vergessen.

Kostenplan, Detailplanung und benötigte Infrastruktur reichen wir nach. Schon heute zeichnet sich ab, dass für unser Vorhaben ein Projektladen in der Volprechtstrasse 21 eingerichtet werden kann. Hier feierte Familie Jesuran vor circa 80 Jahren das letzte Mal ein Sabbatfest, bevor sie kurz vor der Machtergreifung Hitlers aus Nürnberg vor den Nationalsozialisten fliehen konnten.

Weiterhin sind wir seit einem Jahr in ersten Sondierungsgesprächen mit Sofia Brostean –Kaiser, Mitarbeiterin am Memorium, wie es mit dem Projekt Jesuran weitergehen kann. Auch Dr. Alexander Schmidt (Doku-Zentrum) hat eine weitere Zusammenarbeit in Aussicht gestellt. Durch unsere Schirmherrin Diana Liberova und unsere Projektpatin Martina Mittenhuber haben wir relevante Fürsprecherinnen und Unterstützerinnen.

Der gleichnamige Showroom des Nordkurve Kulturförderverein e.V. ist ein etablierter soziokultureller Begegnungsort, der in die subkulturelle Szene über Gostenhof hinaus eine Spielwiese für zahlreiche Akteur*innen ermöglicht.

Das Projekt Jesuran hat vor wenigen Tagen einen wichtigen Preis des Bayerischen Kultusministeriums erhalten. Bei der Laudatio formulierte der Ministerialbeauftragter sinngemäß: „Schließt dieses Projekt nicht ab. Ihr könntet zwar mit dem Ergebnis zufrieden sein. Doch seit weiterhin laut. Unsere Zeit braucht es dringender denn je“.

Wir bitten um eine wohlwollende Prüfung der Jury. Über eine Zusage Ihrerseits würden wir uns sehr freuen. Wir sind uns über die damit verbundenen Verantwortung bewusst.

Mit freundlichen Grüßen,

Jean-Francois Drozak

Vorsitzender des Nordkurve Kulturförderverein e.V.